Einführung in ZAPCHEN SOMATICS
Ein direkter Ansatz, Wohlfühlen zu 'verkörpern'
Eine „neue” Arbeitsweise einzuführen, ist oft
schwierig. Wenn sie neu ist, gibt es Dinge, die
schwer zu benennen, schwer zu beschreiben,
schwer zu erkennen sind. Und natürlich ist keine
Arbeitsweise völlig neu - wenn es so wäre. wäre
sie nicht erkennbar - sondern sie entsteht unter
dem Einfluss und aus der Erweiterung von früherer
Arbeit und Tradition, oft in einem neuen
Zusammenhang, In diesem Fall hat seit zwanzig
Jahren eine Hochzeit zwischen den relativ neuen
Disziplinen Somatics und Psychosomatik mit
den seit langem bestehenden Traditionen des
Tibetanischen Vajrayana Buddhismus stattgefunden.
Ihr Kind ist Zapchen. Wie jedes Kind
spiegelt es das Wesentliche beider Elternteile,
ist aber auch frei und hat seinen eigenen Charakter.
Im westlichen psychologischen Verständnis vom Menschen gab es anscheinend einen
Konflikt - ja sogar eine Kluft - zwischen der humanistischen Sicht des Menschen, die sich
auf Werdegang, Gefühle, Werte, Geschichte bezog, und der biologischen Sicht. Diese
schien zwar sehr interessant, aber es fehlte ihr an Charme, da sie den Menschen auf
einen faszinierenden Beutel voller Chemikalien reduzierte.
In den letzten Jahren tat sich ein Gebiet auf, das der Schnittpunkt dieser beiden Sichtweisen
ist: ein Gebiet, in dem das Studium des Menschseins Beziehung und Physiologie, Berührung
und Neurochemie, Prozess und funktionelle Anatomie beinhaltet. Dieses neue
Studiengebiet wird allgemein „Somatics” genannt. Es erforscht so direkt wie möglich das
Mysterium, Körper zu sein, der bewusst ist, und Bewusstheit, die Körper ist. Die praktische
Bedeutung dieser seltsamen Verbindung wird sowohl subjektiv als auch objektiv erforscht,
wobei wir unsere Tendenz, den einen oder anderen Aspekt des Mysteriums außer Acht zu
lassen, im Auge behalten.
Genau in diesem Spielfeld entstand in den letzten zwanzig Jahren Zapchen - durch meine
Forschungsarbeit und die meiner nahen Kollegen. Die Methoden, die wir entwickelt haben,
beinhalten einige Aspekte von Körperarbeit, Psychotherapie, Beziehungsberatung, Sexual-
Tantra, Yoga, Meditation und Bewusstseinstraining - und einige Aspekte einer entdeckenden
Forschung, die Erfahrung integriert. Dies, so hoffe ich, begründet eine neue Form
der Naturwissenschaften, die sowohl den Anforderungen der Scientia (Wissenschaft) als
auch der Gnosis (Erkenntnis) genügt.
Zwei Dinge gefallen vielen Menschen an unserer Arbeit: Es entsteht direkt Freude und
Wohlbefinden und es wird so wenig Zeit wie möglich auf negative Zustande und die Wiederholung
der persönlichen Geschichte verwendet. Zugleich erkennt sie den Wert von Beziehung
an, was die besten Psychotherapien auszeichnet.
Diese Art mit menschlichen Erfahrungen zu arbeiten, setzt sowohl bei der inneren Selbstregulierung
als auch bei der äußeren Intervention an. Wir finden, dass sie nicht nur bei
Heilung und Therapie angewandt werden kann, sondern in allen menschlichen Lebensbereichen
und Tätigkeitsfeldern. Sie ist pragmatisch und erfahrbar, aber nicht „zufällig”. Sie
gibt wirklichen und sofortigen Zugang zu der Möglichkeit sich wohl zu fühlen.
Am Anfang lernt der Schüler zu erkennen, was er direkt und sofort tun kann, um die Freiheit
von Bewegung, Atmung und Stimme zu erhöhen, um Erdung, Alignement und Pulsation
wieder herzustellen. Gleichzeitig wird der Schüler stimmig in der Beziehung getragen,
was das Wohlbefinden weiter unterstützt.
Wohlbefinden an sich fördert eine schnelle Reifung, die manchmal das unheimliche Gefühl
beinhaltet „jemand anders” zu sein. Wir unterstützen diese radikale Veränderung angesichts
der Faszination von alten Gewohnheiten wie Sorgen, Schmerz, Not Depression,
Entbehrung und die alltäglichen Herausforderungen des menschlichen Lebens.
Unser Ansatz ist weder eine leere Versprechung noch ein Luftschloss. Er erkennt die Zähigkeit
von tief verwurzelten Gewohnheiten und Strukturen an - ohne Bestürzung - und
lenkt die Aufmerksamkeit dahin zurück, was jetzt getan werden kann, um das Wohlbefinden,
das sofort erreichbar ist, zu unterstützen. Wir setzen die Probleme der Vergangenheit
und die konditionierten Reaktionen entschieden an die zweite Stelle hinter die augenblickliche
Aktion, die das Wohlbefinden erneuert. Das heißt, wir bewegen uns hin zu freier Bewegung,
Atmung und Stimme, festigen die Basis, stellen Alignement wieder her und erneuern
die Pulsation. Erst danach betrachten wir, welches Problem oder Dilemma vielleicht
noch spürbar geblieben ist.
Zapchen will auf einfache und spielerische Art, Wohlbefinden wiederherstellen. Viele der
Übungen werden Sie vom Kinderspiel her kennen, weil diese Ebene von Selbstfürsorge
darin verankert ist, wie wir funktionieren.
Neben diesen sehr grundlegenden und effektiven Werkzeugen, mit deren Hilfe wir freundlich
zu uns sein können, gewähren manche Übungen flüchtige Blicke auf die Gipfel der
Wahrnehmung. Bei den fortgeschrittenen Übungen ist es hilfreich, in guter Gesellschaft zu
lernen und zu üben.
Das Wort Zapchen kommt aus dem Tibetanischen und hat viele Bedeutungen, die nicht
alle höflich sind. Von der die Ordnung erschütternde Ungezogenheit lebhafter Kinder bis
zu dem nicht voraussagbaren und spontan wohltuenden Verhalten erleuchteter Wesen,
zeigt Zapchen Möglichkeiten für Veränderung und Reifung, die tiefer gehen als wir ahnen
können. In einer Geste, die die Bedeutung selbst offenbarte, schlug mein Herz-Lehrer.
Gyalsay Tulku Rinpoche, "Zapchen" als Namen für diese Arbeit vor.
Welcome to the game,
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Julie Henderson
Napa, Kalifornien
März, 1999
Vorwort Julie Henderson in „Emboying Well-Being”